Zwischen Fischernetzen und Naturschönheiten – die kleine Insel Procida

Es ist noch früh am Morgen, doch schon langsam zeigt sich die wärmende Sonne über dem nachweihnachtlichen Neapel.

Es ist ein spezieller Tag, denn heute ist tatsächlich mein dreißigster Geburtstag!

Mit meinem Rucksack auf den Schultern stehe ich an der Tram und habe keine Ahnung, wo es hingeht. Schon, dass ich gerade in Neapel bin, war vor ein paar Tagen noch unvorstellbar.

Jetzt geht es aber weiter…irgendwo ans Meer…das war mein großer Wunsch.

Und schöner hätte dieser wohl kaum erfüllt werden können…

Nach einer kurzen Fährfahrt finde ich mich plötzlich auf der kleinen Insel Procida wieder und in Windeseile hat sie mein Herz erobert.
 
Procida - die kleine Fischerinsel vor Neapel 

Du fragst dich wie ich nach Neapel gekommen bin?
Lies hier wie alles begann…


Reisedauer: Für Genießer 3 Wochen, für Abenteurer eher 3 Tage
Unterkunft: Il Leone di Mare
Spartipp: Frische Früchte direkt vom Baum naschen (natürlich nur mit Erlaubnis)
Geheimtipp: Am Zaun vorbei zur Insel Vivara klettern
 

Procida ist eine kleine süße Insel mitten im Golf von Neapel und nicht weit entfernt von den beliebten Tourismuszielen Capri und Ischia.

Sie ist die kleinste Insel des Archipels in Kampanien und definitiv auch die ruhigste.

Glücklicherweise ist der Tourismus ein wenig an Procida vorbeigezogen, sodass sich die Insel ihren natürlichen Charme bewahren konnte und die Fischerei auch heute noch eine wichtige Rolle spielt.

Besonders machen Procida auch die zahlreichen frischen Zitronen-, Orangen- und sogar Grapefruitbäume, die im Dezember stolz ihre kräftigen Farben präsentieren und dich immer wieder zum Naschen anstiften.

Tatsächlich ist Procida ein Ort, um einmal so richtig die Seele baumeln zu lassen.

Zwar ist sie die am dichtesten besiedelte Mittelmeerinsel, aber dennoch findest du hier viele ruhige Ecken, an denen du deinen Blick über das weite Meer schweifen oder träumerische Spaziergänge unternehmen kannst.

Besonders malerisch zeichnet sich auch der Hafen ab, mit seinen unzähligen Fischerbooten und den bunten Häusern, die farblich aufeinander abgestimmt sind, damit die Männer vom Meer aus schnell ihr Haus erkannten und die Frauen wussten, wenn ihre Männer sicher zurückkehrten.

Mit kleinen verwirrenden Gassen und verschachtelten Häusern zieht sich das Dorf auf einer Seite zu einem einladenden Aussichtspunkt den Berg hinauf und führt auf der anderen zu einem herrlich gelegenen Naturschutzgebiet.

Zwischendrin gibt es neben der besonderen Atmosphäre nicht allzu viel zu entdecken, also schlendere viel umher, stell dich ganz fest auf Entspannung ein und genieße einfach nur das typisch italienische Flair.
 

Lieblingsspots zum Genießen und Träumen

In den drei Tagen, die wir auf Procida verbringen konnten, haben wir die ganze Insel ausgiebig zu Fuß erkundet und dabei einige herrliche Fleckchen entdeckt, an denen du wunderbar die Zeit vergessen kannst:

1. Ruhiger, kleiner Park mit Meerblick

Procida - Ausblick vom Park an der Via Alcide de Gasperi 

Vor der Via Alcide de Gasperi im südöstlichen Teil der Insel befindet sich ein kleiner grüner Park mit einigen Bänken, die dir allesamt keine andere Möglichkeit lassen, als deinen Träumen beim Blick auf das weite Meer vor dir vollkommen freien Lauf zu lassen.
 

2. Blick auf den bunten Fischerhafen Corricella

Procida - Blick auf den Fischerhafen Corricella 

Nachdem dich im Park die Realität wieder eingefangen hat, kannst du der Straße in Richtung Dorf und Fischerhafen weiter folgen und wirst auf der Via Pizzaco auf einen weiteren herrlichen Aussichtspunkt stoßen.

Dieses Mal genießt du den Blick über den Strand Chiaia hinweg bis hin zum malerischen Fischerhafen Corricella, der mit den bunten Häusern des Dorfes im Rücken ein einmaliges Bild zeichnet.
 

3. Die naturgeschützte Insel Vivara

Procida - das Naturschutzgebiet Vivara 

Im Südwesten ist Procida über eine kleine Brücke mit der Insel Vivara verbunden, die seit 1974 unter Naturschutz steht und somit auch eigentlich nicht betreten werden sollte. Noch vor der Brücke wird auf einem großen Schild auch deutlich darauf hingewiesen, was durch ein massives Tor und die scheinbare Kameraüberwachung noch verstärkt wird.

Schaust du dich jedoch kurz um, entdeckst du sofort die Löcher in der Wand, die dich gemeinsam mit einer scheinbar extra dafür gebauten Treppe an dem Tor vorbei führen und dir den Weg zur Insel freigeben.

Für die Einheimischen sind die Felsen nahe der Brücke ein beliebter Platz zum Schwimmen und Angeln, aber sie eignen sich genauso perfekt, um einfach nur die Sonne und den schönen Ausblick zu genießen.

 

Essen

Neben der herausragenden Pizza, die du unbedingt kosten solltest, solange du in der Gegend bist, zeigt sich in den Mahlzeiten ganz klar die Nähe zum Meer und die noch heute bestehende Wichtigkeit des Fischfangs.

So findest du auf den Speisekarten neben vielen anderen Fischgerichten auch die „Spaghetti ai ricci“, also Spaghetti mit Seeigel, was eine besondere Spezialität von Procida ist.

Auch die „Lingue di Suocera“, die Schwiegermutterzungen, sind sehr typisch. Hinter dem ungewöhnlichen Namen versteckt sich ein leckeres Blätterteiggebäck gefüllt mit Creme von Zitronen aus der Region.

Diese siehst du auch überall in Hülle und Fülle. Etliche Bäume blühen auf ganz Procida und tragen teilweise riesige Früchte, aus deren Schale auch der köstliche Zitronenlikör „Limoncello“ gemacht wird.

Aber nicht nur Zitronenbäume gibt es auf Procida in jedem Garten. Genauso findest du überall zahlreiche Orangen- und auch Grapefruitbäume, deren Früchte ganz fabelhaft schmecken. Kein Wunder, dass es da schwer fällt einfach nur vorbei zu gehen…

Zu den Restaurants selbst kann ich leider nur wenig Tipps geben, denn viele von ihnen waren im Dezember geschlossen.

Eine große Auswahl findest du direkt am Fährhafen und auch in dem kleinen Hafen von Corricella gibt es einige Restaurants. Dort kannst du zwar mit wundervoller Aussicht sitzen, jedoch sind sie auch sehr touristisch.

Gut gegessen haben wir im Ristorante Crescenzo an der Marina Chiaiolella – eines der wenigen Restaurants, die zu der Zeit geöffnet waren. Genau wie fast überall auf der Insel, hast du auch hier eine nette Auswahl an Fischgerichten und guter Pizza.

 

Ausflüge

Procida - Fähre nach Ischia 

Mit der Fähre hast du von Procida aus einige Möglichkeiten für schöne Ausflüge und kannst deinen Besuch so auch mit anderen spannenden Inseln und Küstenabschnitten verbinden.

Während Ischia und Neapel direkt mit Procida verbunden sind, erreichst du andere Ziele eher über einen Zwischenstopp in Neapel.

Ischia

Von Procida kommst du mit der Fähre schnell und unkompliziert zur Nachbarinsel Ischia, die nur etwa 3 Kilometer entfernt ist und dessen Monte Epomeo stolz hinter dem kleinen Naturschutzgebiet Vivara aus dem Wasser ragt.

Ischia zieht regelmäßig zahlreiche Besucher an, was vor allem an ihrer wunderschönen und vielfältigen Natur und den weltbekannten heilsamen Thermalquellen liegt.

Sehenswert ist aber auch der Ort Ischia selbst, denn hier kannst du durch die kleinen Gassen des historischen Zentrums schlendern, das Monument des Aragonesischen Schlosses bestaunen oder das alte Fischerdorf besuchen.

Amalfiküste

Nachdem dich die Fähre zurück nach Neapel gebracht hat, stehen dir von dort aus sämtliche Ziele an der amalfitanischen Küste offen. Besonders schön ist es, wenn du dir ein wenig mehr Zeit nehmen kannst, um die gesamte Gegend zu erkunden, denn hier warten viele besondere Orte und einmalige Naturschönheiten auf dich.

Wir haben hier die kleine Stadt Sorrent besucht, da du sie von Neapel aus recht schnell erreichst. Neben vielen anderen Orten ist jedoch sicher auch das Fischerdorf Positano einen Besuch wert.
 

Capri

Capri ist die wohl bekannteste Insel im Golf von Neapel, was wahrscheinlich auf ihren Ruf als Erholungsstätte der Reichen und Schönen zurückzuführen ist, denn immerhin war sie schon in der Antike eine beliebte Sommerresidenz.

Auch heute lebt Capri noch massiv vom Tourismus, weshalb besonders in den Sommermonaten auch ordentlich etwas los ist. Neben beeindruckenden Villen und Gärten gibt es hier aber auch einige Naturschönheiten, wie zum Beispiel die Grotta Azzurra, die durch ihr kristallklares Wasser besticht.
 

Neapel

Wenn du Procida besuchst, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass du an Neapel ohnehin nicht vorbeikommst, denn von hier starten die Fähren, die dich auf die kleine Insel bringen.

Ich selbst war von der Stadt alles andere als begeistert, denn sie ist nicht angenehm, nicht sauber und auch nicht hübsch und zeigt sich stattdessen chaotisch und voller Verkehr. Auch sicher habe ich mich hier bei weitem nicht gefühlt.

Jedoch solltest du dir da wohl lieber dein eigenes Bild machen, denn es gibt auch genügend begeisterte Besucher, was sicher nicht nur an der herausragenden Pizza liegt, für die Neapel weit über die Landesgrenzen hinweg bekannt ist.

Praktisch ist auf jeden Fall die Lage der Stadt, denn mit Neapel hast du nicht nur einen guten Ausgangspunkt, um die schönen Inseln Kampaniens zu erkunden, sondern gelangst auch schnell zum Vesuv, den Ausgrabungsstätten von Pompeji oder zu den wunderschönen Orten an der amalfitanischen Küste.

 

Reisezeit

Procida - Baden am Strand von Il Postino mitten im Dezember 

Deinen Besuch auf Procida solltest du unbedingt außerhalb der Sommermonate planen, denn im Juli und August ist die Hauptreisezeit der Italiener und somit auch die Zeit, in der du auf die meisten Touristen triffst.

Am angenehmsten ist es wohl im Frühjahr oder auch im Herbst, wo du angenehm warme und sogar sommerliche Temperaturen hast, die Insel aber ein wenig mehr genießen kannst.

Sogar im Winter kann es auf Procida unheimlich schön sein. Wir waren zwischen Weihnachten und Silvester dort und haben es unendlich genossen.

Zu dieser Zeit verirren sich nur wenige Touristen auf die Insel und viele Restaurants und Hotels sind gänzlich geschlossen. Wir hatten jedoch den schönsten Sonnenschein und angenehme Temperaturen, sodass wir am Tag kurzärmlich spazieren konnten und sogar mehrmals ins Meer gesprungen sind.

 

Reisedauer

Der ideale Zeitraum, um jeden Winkel der Insel zu erkunden, sind drei bis vier Tage, denn dann hast du alles entspannt gesehen und sicher auch jeden Meter abgelaufen.

Jetzt kommt es jedoch darauf an wonach du suchst.

Procida hat für mich unheimlich viel Ruhe ausgestrahlt. Willst du einmal richtig die Seele baumeln lassen und von der schnelllebigen Welt fliehen, die schon am nächsten Fährhafen auf dich wartet, hältst du es hier problemlos auch viel länger aus.

Viel Ablenkung gibt es auf der Insel nicht – alles was du benötigst ist eine Terrasse mit Blick auf das wunderschöne Meer und deiner Entspannung steht nichts mehr im Wege.

 

Transport

Procida ist nur mit der Fähre von Neapel oder Ischia aus erreichbar. Dabei gibt es sowohl Autofähren („Traghetti“) als auch die schnelleren, aber etwas teureren Tragflächenboote („Aliscafi“).

Achte daher auf die verschiedenen Zeiten und Angebote unterschiedlicher Fährunternehmen. Wir sind beispielsweise auf dem Hinweg von Neapel nach Procida mit der SNAV für 14,90€ pro Person gefahren, zurück mit Caremar für 13,20€.

In Procida kommst du zunächst in dem kleinen Hafen „Marina Grande“ an, von wo aus regelmäßig ein Kleinbus startet und in zwei verschiedenen Strecken über die Insel fährt.

Trotzdem es auf der winzigen Insel erschreckend viele Autos gibt, ist für ein normales Auto eigentlich kaum Platz. Deshalb wird meist mit winzigen Modellen und kleinen Rollern wild über die Insel gedüst, doch auch Elektrofahrräder scheinen immer mehr an Beliebtheit zu gewinnen.

 

Unterkunft

Procida - tolle Unterkunft Il Leone di Mare 

Da der Tourismus sich auf Procida glücklicherweise noch in Grenzen hält, ist auch die Auswahl an Unterkünften begrenzt. Hauptsächlich wirst du hier kleinere Hotels und Privatquartiere finden, was aber die gemütliche Stimmung auf der Insel nur weiter unterstreicht.

Unsere Unterkunft war einfach perfekt und ich kann sie dir wirklich nur wärmstens empfehlen. Im „Il Leone di Mare“ hat einfach alles gepasst – unheimlich freundliche Besitzer, ein liebevoll zubereitetes Frühstück inklusive selbstgemachter Marmeladen, eine kleine Terrasse mit Blick auf’s Meer und ein wirklich gemütliches Zimmer. Mehr hätte ich mir nicht wünschen können!

Das kleine Hotel befindet sich in einer ruhigen Gegend im südwestlichen Teil der Insel nur wenige Gehminuten vom Strand und vom Hafen Chiaiolella entfernt.

Wir haben die Unterkunft über Booking gefunden, wo auch die besseren Preise angeboten wurden.

>> Schau dir hier die Apartments des Il Leone di Mare genauer an

 

Online Arbeiten

Auf Procida lässt es sich gut arbeiten, einfach weil es so schön ruhig und friedlich ist.

Bei schöner Aussicht kannst du hier die Gedanken wandern und deiner Kreativität freien Lauf lassen. Nicht umsonst nutzen auch einige Künstler die kleine Insel als Rückzugsort für ihre Arbeit.

Auch das Internet funktioniert gut, jedoch wirst du nur wenige Gleichgesinnte finden, die ebenfalls online arbeiten und somit auch weder Internetcafés noch Coworking Spaces. Diese findest du dann eher im nicht weit entfernten Neapel.
 
 
Procida - Blick auf Corricella

 

Warst du schon einmal auf Procida und hast es auch so sehr genossen? Oder kennst du vielleicht andere schöne Gegenden in der Nähe? Teile deine Erlebnisse in den Kommentaren!

 

Lies hier, wie ich zu meinem Geburtstag entführt wurde und wie wir die anderen Tage im Süden von Italien verbracht haben!

 
 

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Die kleine Insel Procida im Süden von Italien - Reisebericht

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5 Kommentare

  1. nach diesem bericht hatten wir große lust, die insel auch zu besichtigen. ja, die marina
    di corricella mit den bunten häusern ist sehr hübsch, die lokale am wasser aber doch nur für touristen, also im oktober gibt sich die insel nicht ganz so ursprünglich. was uns aber sehr verstört hat und traurig gemacht hat, ist, dass auf der fahrt von pozzuoli mach procida das meer unpackbar dreckig ist. ich rede nicht von hie und da ein stückchen müll im wasser sondern plastikmist soweit das auge reicht, die ganze strecke lang. umd eben auch im
    wasser der hübschen bucht mit den bunten häusern! wenn man dort entlang geht, kommt am ende eine stelle mit wunderschönen felsbrocken, vom wasser abgeschliffen und zum klettern einladend. doch dazwischen so viel unappetitlicher, ekelerregender, frustrierender
    dreck, dass wir bald umkehrten. procida, danke nein!

    • Hallo Michaela,

      das ist aber unheimlich schade! Wir hatten so eine tolle Zeit auf Procida und haben es unheimlich genossen! Deine Erlebnisse kann ich nicht teilen und was ihr dort erlebt habt, schockiert mich total. Traurig, dass dieses kleine Juwel nicht besser beschützt und gepflegt wird und scheinbar zu viele viel zu rücksichtslos und selbstverständlich damit umgehen…

  2. Hallo Anja, bin zufällig zu deinem Artikel gekommen oder was immer man dazu sagt ? es hört sich sehr gut an , was du erlebt hast. Hast du instagram , vllt. kann ich mich weiterhin von dir inspirieren?
    Mfg …. Ines

  3. Hallo Anja,
    sehr schöner Bericht und Infos von Dir von Procida. Ich habe dort auch wunderschöne Zeiten erlebt.
    Liebe Grüße
    Volker

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